Zum 23. Jahrestag des Brandanschlags in Solingen


tgsh.gif Es sind bereits 23 Jahre seit dem 29. Mai vergangen, an dem durch einen rechtsextremistischen Brandanschlag fünf Frauen und Kinder in Solingen ermordetet wurden. Die Anschläge in Mölln, Rostock und Solingen motivierte damals die Gründung der Türkischen Gemeinde in Schleswig-Holstein. Ziel war es, gegen diese Welle der Gewalt ein Zeichen zu setzen und gemeinsam Lösungen für die Zukunft zu entwickeln. Vor allem hofften sie, dass durch langjährige Integrationsarbeit Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Gewalt gegen Einwander_innen und ihre Nachkommen der Nährboden entzogen werden könnte. Die unzähligen Erfolgsgeschichten ihrer Arbeit trösten allerdings nicht über die Tatsache hinweg, dass heute wieder Flüchtlingsunterkünfte beschmiert werden oder gar brennen - erschreckenderweise in einem bisher noch nie da gewesenen Ausmaß.

Dr. Cebel Küçükkaraca, Landesvorsitzender der Türkischen Gemeinde in Schleswig-Holstein (TGS-H), verbrachte den Trauer- und Gedenktag im Kreise der Hinterbliebenen in Solingen. „Dass die Hinterbliebenen Deutschland nicht mit Hass betrachten, sondern trotz dieses Schicksalsschlag gelernt haben, diese Gesellschaft zu lieben und sich für ein versöhnliches, solidarisches und demokratisches Deutschland so einzusetzen, stimmt mich gerade in dieser politisch schwierigen Zeit sehr positiv“, so Dr. Kücükkaraca.

Wichtig ist auch die kriminalistische Erkenntnis, das Gewalttaten gegen Flüchtlingsunterkünfte vielfach nicht durch hochorganisierte Gruppen begangen werden, sondern durch frustrierte Einzeltäter oder Kleingruppen, die sich teils spontan zu diesen Anschlägen hinreißen lassen. „Zurückzuführen sei dies häufig auf den nur sehr schwer zu beseitigenden latenten Alltagsrassismus, der den Nährboden für solche Gewalttaten bildet und dem viele Millionen von Menschen in Deutschland und Europa weiterhin ausgesetzt sind“, sagt Dr. Küçükkaraca. Diesen Alltagsrassismus den Menschen bewusster zu machen, bleibt weiterhin eine zentrale Aufgabe bei der Gestaltung einer besseren Zukunft Deutschlands und Europas.