Einbürgerung als Multiple-Choice Quiz


Multiple Choice Einwanderer, die sich ab dem 1. September einbürgern lassen wollen, müssen einen Multiple-Choice Test ablegen und sich zu ihrer „Gesinnung“ äußern. Es werden Wissensfragen aus den Ge-bieten "Politik in der Demokratie", "Geschichte und Verantwortung" und "Mensch und Gesell-schaft" gestellt. Aus einem Katalog von 310 Fragen bekommt man 33 ausgewählte Fragen zu be-antworten. Davon müssen mindestens die Hälfte richtig getippt werden, um zu bestehen. Der Test kann man mehrfach, bis man es bestanden hat, wiederholen.

Was sehr simpel, ja grundsätzlich machbar auf dem ersten Blick erscheint, wird zu einem unüber-windbarer Hindernis für Migranten, die nach vielen unbescholtenen Jahren in Deutschland sich die Einbürgerung wünschen, weil sich ihr Lebensmittelpunkt nach Deutschland für immer verlagert hat, erklärt Dr. Cebel Kücükkaraca, Landesvorsitzender der Türkischen Gemeinde in Schleswig-Holstein.

Aber es ist wohlbekannt, dass viele MigrantenInnen bisher die Chance nicht hatten, Deutsch ver-nünftig zu lernen. Es gibt viele MigrantInnen mit Familien, die es schwer haben, sich auf die zu-sätzliche Zeitinvestition für die Prüfungsvorbereitung einzustellen, wenn sie ohnehin in Schichtar-beit und mit anstrengenden Aufgaben es nur mit großer Mühe schaffen, sich und ihre Familien über die Runden zu bringen. Gerade für eine große Gruppe der „alteingesessenen“ Migranten, wird der Einbürgerungstest zusätzlich noch zu einem Ausschlusskriterium, obwohl doch gerade diese Menschen sehr viel für das wirtschaftliche Wachstum des Landes in über 40 Jahren Migration ge-leistet haben.

Der Einbürgerungstest ist in einer Wissensgesellschaft wie Deutschland, wie in anderen hoch ent-wickelten Ländern, sachlich betrachtet, eine Selbstverständlichkeit. Schließlich ist Grundwissen das Fundament jeder Bildungs- und Dienstleistungsgesellschaft. Aber es gibt sehr viele Migranten, und wohlgemerkt viele Einheimischen, die nicht in dem Genuss einer höheren Bildung kommen, geschweige denn die vermeintlich Ausgebildeten, die die Fragen dieses Tests auch nicht richtig beantworten können.

Es leben aber in Deutschland viele Einwanderer nach Recht und Gesetz. Sie arbeiten für ihr Aus-kommen, zahlen Steuern, erziehen ihre Kinder zu vernünftigen Menschen und bringen sich sozial auf positive Weise in die Gesellschaft ein, können aber nur mit Mühe und Not, wenn überhaupt so einen Test bestehen. Wo soll die Bemessungsgrundlage für das Dazugehören eigentlich angesetzt werden? Über diese Frage ist zu wenig nachgedacht worden.

Anstatt Multiple-Choice Tests á la „Wer wird (Millionär)Deutscher“ zu veranstalten, soll mehr Mühe und Geld für die Bildung, Ausbildung und Integration von Einwanderern investiert werden, damit solche Ausschlusstests sich erübrigen, betont Dr. Kücükkaraca.

Dr. Cebel Kücükkaraca
Landesvorsitzender