Türkische Gemeinden beziehen Position gegen das Optionsmodell!


tgsh.gif Kinder ausländischer Eltern, die in Deutschland geboren wurden, erhalten bei ihrer Geburt zu der ausländischen Staatsbürgerschaft ihrer Eltern zusätzlich die deutsche. Sie müssen sich zwischen dem 18. und 23. Lebensjahr für eine der beiden Staatsbürgerschaften entscheiden. Bis zum Ende des 23. Lebensjahres muss ein junger Mensch, der sich für die deutsche Staatsbürgerschaft entschieden hat, nachgewiesen haben, dass er oder sie aus der anderen Staatsbürgerschaft ausgetreten ist.
Aus der Sicht der Türkischen Gemeinde in Schleswig-Holstein (TGS-H) sprechen die bisherigen Erfahrungen mit dem Optionsmodell jedoch gegen seine Fortführung und die TGS-H spricht sich für die Abschaffung des Modells aus.
Gegen die Fortführung spricht vor allem die Tatsache, dass in mehr als 50% aller Fälle der doppelten Staatsbürgerschaft, die Mehrstaatlichkeit toleriert wird. So ist es z.B. MigrantInnen aus EU-Mitgliedstaaten erlaubt, ihre Herkunfts-Staatsbürgerschaft neben der deutschen weiterzuführen. Somit stellt sich die Frage, worin ein sachlich relevanter und rechtlich gebotener Grund besteht, die Mehrstaatlichkeit einem Teil der MigrantInnen zu versagen, wenn man bereits eine Mehrheit von MehrstaatlerInnen zu tolerieren bereit ist. Allein aus Gründen der verfassungsrechtlich gebotenen Gleichbe-handlung ist die Optionspflicht zu hinterfragen. Die sog. DrittstaatlerInnen sind genau wie die EU-BürgerInnen vollwertige Deutsche und nicht etwa „Deutsche auf Zeit“.
Aus Sicht der Parteien-Demokratie wird sich das Optionsmodell auch zu einem ernsthaften Problem entwickeln, wenn sich eine immer größere Lücke zwischen Staats- und Wahlvolk auftut. Junge Erwachsene, die bis ins 23. Lebensjahr aktiv am politischen Geschehen in Deutschland partizipieren dürfen, wären nämlich plötzlich wieder ausgeschlossen.
Herr Dr. Küçükkaraca, Landesvorsitzender der TGS-H sagt dazu: „Mehrstaatlichkeit steht nicht der positiven Identitäts-bildung der Jugendlichen entgegen. Die jugendlichen Klammern in ihrer eigenen Identität die deutsche und die ausländische Kultur nicht aus. Sie wachsen in beiden Kulturen auf und fühlen sich beiden zugehörig. Mit dem Optionsmodell werden die Jugendlichen zu einer Wahl gezwungen, die weder für die Einzelnen, noch für die Gesellschaft von Vorteil ist. Aus Deutschen mit allen Rechten und Pflichten werden sonst wieder Ausländerinnen und Ausländer.“
Die Zahl der Betroffenen ist steigend. Seit dem Jahr 2000 bekommen Kinder ausländischer Eltern automatisch den deutschen Pass, wenn sie in Deutschland geboren wurden. Somit wird für das Jahr 2018 ein enormer Zuwachs der Zahl der Betroffenen erwartet. Die TGS-H spricht sich für die Abschaffung des Optionsmodells noch vor diesem Datum aus.


Türkische Gemeinde in Schleswig-Holstein e.V.
Diedrichstraße 2, 24143 Kiel
Tel.: 0431/ 76 114/15 oder Tel.: 0431/ 364 1722/23
E-Mail: info@tgs-h.de
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit