Bildungschancen sind nicht gleich verteilt!


tgshlogo.gif Es steht erneut schwarz auf weiß im neuen OECD Bericht, dass sich die Bildungschancen für Kinder aus sozialschwachen Familien und aus Familien mit Migrantenhintergrund wesentlich von deren Gleichaltriger unterscheiden – und zwar in deutlich negativer Richtung. Dieses Ergebnis ist ein Armutszeugnis für eine langjährige Bildungspolitik, die zu wenig Aufklärung, Unterstützung und Förderung dieser Schülergruppen und deren Familien geleistet hat. Die Studie soll wachrütteln anstatt eine neue Lawine von Schuldzuweisungen auszulösen. Es geht nicht darum, schuldige ausfindig zu machen, sondern neue kreative Strategien zu entwickeln und baldmöglichst umzusetzen, damit keine Kinder ohne Zukunftschancen in Deutschland aufwachsen müssen. „Die TGS-H hat seit ihrer Gründung auf die Bildungsprobleme von Migrantenkindern hingewiesen und durch ihre ehrenamtliche Projektarbeit stets dagegen gesteuert“, erklärte der Landesvorsitzender Dr. Cebel Küçükkaraca. „Alle am Bildungsprozess beteiligten Partner – Eltern, Kindergärten, Lehrer und deren Verbände, Schulen, Vereine, Hochschulen und Bildungspolitiker müssen sich für alle Kinder, aber insbesondere für die schwächere Kinder, die keine eigene Lobby haben, stark machen“, so Dr. Küçükkaraca.

Dies erfordert erstens Aufklärung, betonte Dr. Küçükkaraca. Eltern müssen über ihre Rechte aber auch über ihre Pflichten unterrichtet werden. Was muss ich tun, damit mein Kind in Deutschland die Schule erfolgreich besteht? Wie viel darf von den Lehrern und den Schulen erwartet werden und worauf muss ich als Mutter oder Vater achten? Wenn man als Elternteil die Schule in Deutschland nicht besucht hat, wirkt das Bildungssystem mit ihren Anforderungen wie ein Dschungel unbekannter Einrichtungen und Vorgänge. Schon die Hausaufgabenhilfe, wenn man der deutschen Begriffe für Schulmathematik und dergleichen nicht mächtig ist, ist eine unüberwindliche Hürde. Dieser allgemeinen Unwissenheit muss durch konkrete Maßnahmen entgegengewirkt werden, die als Ziel haben, alle betroffenen Familien wirklich zu erreichen.

Zweitens sind konkrete Fördermaßnahmen, die auch bindenden Charakter haben können, unumgänglich, sagte Dr. Küçükkaraca. Es ist unter vielen Bildungswissenschaftlern seit langem bekannt, dass die Deutschkenntnisse von Migrantenkindern bereits im Vorschulalter gefördert werden müssen, damit diese Kinder beim Schuleintritt nicht gleich zurückstehen. Diese Förderung ist im ganzen Schulverlauf fortzusetzen, denn es treten vor allem in den weiterführenden Schulen Probleme auf, wenn Migrantenkinder weitere Fremdsprachen erlernen und kompliziertere Aufgabenstellungen erarbeiten müssen. Die Aufnahme weiterer Fremdsprachen in die Lehrpläne, z. B. Türkisch, wäre auch ein großer Schritt für die Unterstützung von Kindern, die ein Sprachschatz hüten, ohne ihn im Schulverlauf für sich nutzen zu können. Dieser praktische, auch vom finanziellen Aufwand nicht so aufwendige Schritt – Migrantenkinder haben schon eine Sprachbasis, worauf man im schulischen Sprachunterricht aufbauen kann – wäre zudem ein Signal für alle Migranten, sich verstärkt um die eigene Integration und um die Integration ihrer Kindern zu kümmern. Auch müssen weitere interkulturelle Inhalte umgesetzt werden, damit vor allem die Kinder untereinander eine gemeinsame Zukunft aufbauen können. Kinder lernen am besten voneinander. Diese Forderungen sind das Mindestmaß an Anstrengungen, die unternommen werden müssen, um aus der „PISA-Misere“ herauskommen zu können.