Kiel – TGSH zum 25. Jahrestag des rassistischen Anschlags in Solingen


Solingen3 Presseerklärung
Kiel – TGSH zum 25. Jahrestag des rassistischen Anschlags in Solingen

Am 29. Mai 1993 warfen vier Rechtsextreme in Solingen Brandsätze in das Haus der Familie Genç und töteten zwei Töchter, zwei Nichten und eine Enkelin des Ehepaars Mevlüde und Durmuş Genç.

Auch nach 25 Jahren möchte die Türkische Gemeinde in Schleswig-Holstein an die Opfer dieses schrecklichen Anschlags erinnern.

Schließlich waren es gerade solche Anschläge wie in Mölln, Rostock und Solingen, welche die Türkischen Gemeinde in Schleswig-Holstein damals im Jahr 1995 zu ihrer Gründung bewegten. Das vorrangige Ziel war, gegen diese Welle der Gewalt ein Zeichen zu setzen und einen Appell an die Gesellschaft und die Politik zu richten.

Die Hoffnung war, dass durch eine langjährige Integrationsarbeit Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Gewalt gegen Einwander_innen und ihre Nachkommen der Nährboden entzogen wird und die Gesellschaft keinerlei rassistische Gewalt mehr duldet.
Jedoch brennen heute wieder Häuser, inzwischen Flüchtlingsunterkünfte - erschreckenderweise in einem bisher noch nie da gewesenen Ausmaß.

„Zurückzuführen ist dies häufig auf den nur sehr schwer zu beseitigenden latenten Alltagsrassismus, der den Nährboden für solche Gewalttaten bildet und dem viele Millionen von Menschen in Deutschland und Europa weiterhin ausgesetzt sind“, sagt Dr. Cebel Küçükkaraca, Landesvorsitzender der Türkischen Gemeinde in Schleswig-Holstein.

Diesen Alltagsrassismus den Menschen bewusster zu machen, bleibe weiterhin eine zentrale Aufgabe bei der Gestaltung einer besseren Zukunft Deutschlands und Europas. Wichtig sei auch die Erkenntnis, dass Gewalttaten gegen Flüchtlingsunterkünfte vielfach nicht durch hochorganisierte Gruppen begangen würden, sondern durch frustrierte Einzeltäter oder Kleingruppen, die sich teils spontan zu diesen Anschlägen hinreißen ließen.

Hinzu komme, dass das Vertrauen der Migrantenbevölkerung in die Politik und in die Gesellschaft seit der Aufdeckung der NSU Morde gemeinsam mit den steigenden rassistischen Angriffen abgenommen habe. Dieses Vertrauen könne nur durch eine umfassende strafrechtliche Aufklärung aller rassistischen Morde und Anschläge sowie eine breitere und konsequente Sensibilisierung mit dieser Problematik von Seiten der Politik wieder aufgebaut werden.

Erfreulich sei nach Küçükkaraca dagegen, dass gerade in dieser politisch schwierigen Zeit die Hinterbliebenen Deutschland nicht mit Hass betrachteten, sondern trotz dieses Schicksalsschlags gelernt hätten, diese Gesellschaft zu lieben und sich für ein versöhnliches, solidarisches und demokratisches Deutschland einzusetzen.

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