Studie Bertelsmann Stiftung: Wenig Chancen für Jugendliche mit Migrationshintergrund oder Hauptschulabschluss


tgshlogo.gif Die am 30.11.2015 veröffentlichte Studie der Bertelsmann Stiftung „Ländermonitor berufliche Bildung“ vergleicht erstmals die Ausbildungssituation der beruflichen Bildung in den 16 Bundesländern und untersucht wie chancengerecht und leistungsfähig diese ist. Sie kommt zu dem Ergebnis, dass sich die Chancen der Bewerber auf einen dualen Ausbildungsplatz oder einer schulischen Ausbildung zwar insgesamt leicht verbessert haben, davon aber insbesondere Jugendliche mit Migrationshintergrund und Hauptschulabschluss nicht profitieren können.

Danach beginnen in Schleswig-Holstein nur 37% der Hauptschüler direkt nach ihrem Schulabschluss eine Ausbildung. Das Bundesland belegt im bundesweiten Vergleich damit den letzten Platz, Bayern mit 70,9% den ersten. Auch mit einer Angebots-Nachfrage-Relation von ca. 88% legt Schleswig-Holstein im Vergleich zum Bundesdurchschnitt mit ca. 93% ein unterdurchschnittliches Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage nach Ausbildungsplätzen vor. Beachtlich ist zudem nach wie vor, dass Betriebe über mangelnden Nachwuchs klagen, aber viele Jugendliche insbesondere mit Migrationshintergrund keine Ausbildungsstelle finden.

Um das duale System zu öffnen und zu stärken, regen Forscher daher Maßnahmen wie bessere Berufsorientierung in Schulen, intensivere Betreuung der Betriebe und der Azubis sowie eine Flexibilisierung der Ausbildungsgänge an.

Auch Dr. Cebel Küçükkaraca, Landesvorsitzender der Türkischen Gemeinde in Schleswig-Holstein plädiert dafür, den Ursachen dieses Missverhältnisses nachzugehen. Er betont:„Politik und Wirtschaft sind gleichermaßen gefordert, die Teilhabechancen und Ausbildungsstrukturen weiter zu verbessern, um die interkulturelle Öffnung zu gewährleisten und die Beeinträchtigung von Bildungschancen zu verhindern“.

Mit dem seit 17 Jahren vom Land Schleswig-Holstein geförderten Projekt „AIM – Ausbildung und Integration für Migranten“ trägt die Türkische Gemeinde in Schleswig-Holstein bereits wesentlich dazu bei, die Bedarfs- und Problemlagen zu erkennen und die Bildungsgerechtigkeit in den benachteiligten Bevölkerungsschichten zu fördern.
Jedoch müssten diese Angebote nach Küçükkaraca flächendeckend weiter gestärkt werden.