„Wir vergessen nicht!“ – Gedenkfeier zum 25. Jahrestag der Möllner Anschläge


Mölln4 Die örtliche Moschee bot schon im Vorfeld der Gedenkfeier die Möglichkeit zum gemeinsamen Gebet. Der offizielle Teil der Gedenkfeier begann dann mit einer gemeinsamen Pressekonferenz der beteiligten Akteur_innen. Bürgermeister Wiegels, Staatssekretär Geerdts, Staatsministerin Özoğuz – aber auch die anwesenden Repräsentant_innen der türkischen Regierung bekräftigten einstimmig, der Kampf gegen Rassismus und Menschenfeindlichkeit müsse unabhängig von politischen Differenzen als gemeinsame Aufgabe erachtet und angegangen werden.

Dr. Cebel Küçükkaraca, Landesvorsitzender der Türkischen Gemeinde in Schleswig-Holstein e.V., betonte, Mehrheiten und Minderheiten müssten zusammenkommen, um miteinander und nicht übereinander zu reden – damit alle Mitglieder der Gesellschaft die gleichen Teilhabechancen haben könnten und nicht Einzelne außen vor blieben.

Und auch Faruk Arslan, Angehöriger der Opfer von Mölln, die Menschen in Mölln, und in ganz Deutschland, dürften niemals vergessen, dass sie zueinander gehörten – und nicht auseinander.

Nach dem von Vertreter_innen der verschiedenen örtlichen Glaubensgemeinschaften interreligiös gestalteten Gedenkgottesdienst in der St. Nicolai-Kirche hatten die Gäste und alle Möllner_innen die Gelegenheit, im gemeinsamen Gang die beiden Brandhäuser aufzusuchen und dort mit Blumen und Schweigeminuten der Opfer und ihrer Angehörigen zu gedenken.

Im Quellenhof fand schließlich die Abschlussveranstaltung statt, bei der verschiedene Redner_innen ihre Gedanken und Wünsche bezüglich des besonderen Anlasses zum Ausdruck brachten.

Bürgermeister Wiegels berichtete von zahlreichen Aktivitäten, die sich aus der Möllner Zivilgesellschaft heraus in Reaktion auf die Anschläge entwickelt hatten, um eine Wiederholung einer solchen Tragödie auf jeden Fall zu verhindern. Der 23. November 1992 sei ein unauslöschbarer Teil der Geschichte Möllns und die Stadt sei sich der besonderen Verantwortung und der Aufgabe, die daraus erwachsen sei, bewusst und nehme diese sehr ernst.

Staatssekretär des Inneren Geerdts hob insbesondere die große innere Stärke der Angehörigen vor, die sich darin zeige, dass sie in jedem Jahr an diesem besonders schweren Tag trotzdem die Kraft fänden, das Gedenken und Trauern gemeinsam mit einer großen Öffentlichkeit zu begehen. Auf diese Weise würden alle, die für das Erinnern, den Kampf gegen Rassismus und den Sinn für Gemeinschaft eintreten, jedes Jahr erneut gestärkt – denn: „Das Miteinander beginnt in den Köpfen.“

Staatsministerin Özoğuz betonte ihrerseits, so schrecklich die Ereignisse im November 1992 gewesen seien, hätten sie doch einen ersten Wendepunkt dargestellt und so in die Gesamtgesellschaft ausgestrahlt. Sie forderte, dass diejenigen gestärkt werden müssten, die sich zusammen und für ein gemeinsames Eintreten für Menschenrechte und für die unantastbare Menschenwürde einsetzten.

Dr. Küçükkaraca fasste in seinem Beitrag die Aussagen viele Redner zusammen. Nicht nur Gedenken und Solidaritätsbekundung sei die Pflicht aller – insbesondere müssten auch Ursachenforschung und Ursachenbekämpfung als ganz eindeutige Aufgabe der Gesamtgesellschaft verstanden werden. Die wichtige Botschaft, die an diesem und jedem anderen Tag ausgesandt werden müsse, sei folgende: Wir sind hier! Und wir vergessen nicht!

Insbesondere die Reden von İbrahim und Faruk Arslan gaben viele Denkanstöße. Es sei von großer Bedeutung, die Opfer und Angehörigen noch viel stärker in den Mittelpunkt des Gedenkens zu stellen und sich nicht in Erklärungssuchen und Verstehensversuchen für die Täter und ihr Verhalten zu verlieren. Und man dürfe nie vergessen: Alle Menschen in Mölln und in Deutschland sollten wie eine Familie sein – und eine solche Freundschaft dürfe durch nichts und niemanden kaputt gemacht werden.



(c) Fotos: TGSH + Hasan Atmaca