Leitlinien der Integration – Akzente setzen


cebel.jpg Kiel, 02. Oktober 2006

Die Integration von Migranten in Deutschland ist eine der vielen Herausforderungen der gegenwärtigen Gesellschaftspolitik.

Integration ist ein vielfältiges Thema. Darunter fasst man Bereiche zusammen, die die Bildungs-, Wirtschafts-, Innen-, Außen-, Sozial-, Wohnungs-, Gesund-heits-, Familien- und Medienpolitik betreffen. Rechtsprobleme wie Einbürgerung und das Aufenthaltsrecht sowie Probleme der Verständigung zwischen den Religionsgemeinschaften kommen als Problemfelder noch hinzu. Integration ist somit eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.

Bisherige Lösungsversuche waren aufgrund des mangelnden politischen und gesellschaftlichen Konsenses stets nur Flickwerk. Konkrete Ziele und globale Richtlinien fehlten. Leider hat auch ein gewisser Weitblick über die gesamte Parteienlandschaft hindurch gefehlt. Erfahrungswerte in der Integrationspolitik wurden häufig fehl interpretiert bzw. in der Parteienlandschaft einzeln beurteilt. Zudem wurde auf die Stimme der Migranten zu wenig gehört. Es mangelte auch hier an einem Grundkonsens zwischen den Migranten, denn so vielseitig die Problembereiche der Integration sind, so vielfältig erweisen sich auch die Lebensweisen und Herkünfte der Migranten.

Das Jahr 2006 scheint nun ein Jahr der Migranten und Integration zu werden. Im Juli fand der erste Integrationsgipfel der Bundesregierung und im September die erste deutsche Islamkonferenz in Berlin statt. Der Bundespräsident hat in seiner Berliner Rede im September die Zukunft der Bildung in Deutschland insgesamt und insbesondere die Bildungsprobleme der Migranten erwähnt. Zusammenfassend kann behauptet werden, dass auf institutioneller Ebene versucht wird, das Aufgabenspektrum der Integrationspolitik zu definieren und konkrete Lösungsansätze herauszuarbeiten.

Die TGS-H sieht sich in ihren Bemühungen um die Integration in Schleswig-Holstein durch die gegenwärtigen Entwicklungen bestärkt und gleichzeitig herausgefordert, verstärkt an einer Vielzahl der Problemschwerpunkte weiterzuarbeiten. Die TGS-H ist bemüht, den interkulturellen Dialog fortzuführen und ihn mit konkreten Inhalten auszustatten. Die TGS-H befasst sich mit der Bandbreite der Themen, die Migranten und deren Integration betreffen und setzt sich für das Festhalten an gemeinsamen Grundsätzen oder Leitlinien für die zukünftige Arbeit ein. Schwerpunktmäßig befasst sich die TGS-H mit den Problemen der Migrantenjugend und führt landesweit eine Bildungskampagne mit Partnerorganisationen durch, die auch bundesweit parallel mit der Dachorganisation TGD organisiert wird. Hierbei wünscht sich die TGS-H, regional und überregional Akzente für eine gelungene Integration zu setzen.

Als integrationspolitisches Ziel stehen an erster Stelle das gegenseitige Verständnis und der Respekt zwischen den in Deutschland verschiedenen gelebten Kulturen. Dem Prinzip des Forderns und Förderns kommt hier eine besondere Rolle zu. Die Mitwirkung an gesellschaftlichen Prozessen und die Übernahme von Verantwortung sind fundamentale Grundsätze in diesem Prozess. Die Grundlage hierfür ist das Grundgesetz, wodurch die Gleichstellung und Teilhabe aller Bürger am Gesellschaftsleben verankert ist.

Über dieses grundsätzliche Ziel hinaus, bestehen noch weitere, konkrete Zielvorstellungen, die auf eine Normalisierung der Lebensperspektiven der Migranten in der Mehrheitsgesellschaft hinwirken.

Kulturelle Integration: Sprachbarrieren abbauen bei gleichzeitigem Erwerb und Ausbau von Sprachpotentialen – Spracherwerb Deutsch sowie weitere Sprachen gezielt ab der frühkindlichen Phase durchgehend fördern. Interkulturelle Projekte im Bereich Kunst, Musik, Literatur usw. öffentlich fördern und präsentieren.
Bildungsintegration: Bildungsförderung für Kinder aus sozialschwachen Familien durch vielfältige Innovationen intensivieren.
Ausbildungsintegration: Qualifizierungsmaßnahmen für Jugendliche und junge Arbeitslose verstärken.
Wirtschaftsintegration: Berufschancen und Beschäftigung für Migranten durch innovative Maßnahmen verbessern.
Religionsintegration: Interreligiösen Dialog fortführen.
Rechtliche- und politische Integration: Rechtliche, politische und soziale Gleichstellungsperspektiven durch gezielte Anpassungen aktueller, institutioneller Bestimmungen.



Dr. Cebel Kücükkaraca
Landesvorsitzender