Lesung im Literaturhaus Schleswig- Holstein: Zafer Senocak


zafer.JPG Die Lesung, die in Kooperation von der Türkischen Gemeinde in Schleswig-Holstein e.V. und dem Literaturhaus Schleswig- Holstein organisiert wurde, konnte ein allgemein hohes Interesse verzeichnen. An dem Abend, der in sehr angenehmer Atmosphäre verlief, gab es ebenso viele deutsche wie auch türkische Teilnehmer. Der Autor las in Abstimmung auf seine Zuhörer einige Passagen aus seinem Roman „der Pavillon“ sowohl in türkischer, als auch in deutscher Sprache vor.

Dr. Wolfgang Sandfuchs (Geschäftsführer des Literaturhauses Schleswig-Holstein) sagte, er schätze sich glücklich einen zweisprachigen Autor mit Migrationshintergrund begrüßen zu dürfen.

Dr. Cebel Kücükkaraca (Vorstandsvorsitzender der Türkischen Gemeinde in Schleswig-Holstein e.V.), der den Abend mit einer Rede eröffnete, sprach über die literarische Landschaft der sogenannten „Migrantenliteratur“ und die Veränderungen, die sie in den letzten 50 Jahren in Deutschland erlebt hat: „Die Gastarbeiterliteratur“ ist weit überholt. Die neue Generation der Literatur mit Migrantenhintergrund scheint endlich in der „Normalität“ angekommen zu sein. Viele der jüngeren Schreibenden, die der so genannten zweiten und dritten Generation angehören, sind bereits in Deutschland geboren. Die Sprache, in der sie schreiben ist im Regelfall die deutsche Sprache. Es ist somit wohl mittlerweile unzulässig, von einer „Migrantenliteratur“ in Deutschland zu reden, auch ist es nicht mehr eine Literatur der Fremde. Sie hat sich somit von den Traditionen der Migrantenliteratur emanzipiert und ist „normal“ geworden.“

Der Roman „Der Pavillon“ ist eine Auseinandersetzung mit einer problematischen Modernisierungsgeschichte, die viele heute wieder aktuelle Fragen aufgeworfen hat: nach Glauben und Zugehörigkeit, Verhältnis zur Geschichte, Nationalgefühl. Diese und die Beziehungen, die die Personen in diesem Lebensumfeld entwickeln, wurden dargestellt und mit großem Interesse von den Zuhörern verfolgt. Der Autor beendete seine Lesung mit der Vortragung eines Gedichtes und erwähnte, dass seine ersten Literaturarbeiten ebenfalls Gedichte waren.

Nach der Lesung hatten die Zuhörer die Möglichkeit ihre Fragen an den Autor zu richten. Auf die Frage „Warum übernehmen Sie nicht selbst die Übersetzung Ihrer Bücher“ antwortete Senocak: „Eigentlich kann ich in beiden Sprachen schreiben, aber ich fahre immer mit der Sprache fort, mit der ich begonnen habe einen Roman zu verfassen. Wenn ich anfange einen dieser Romane zu übersetzen, die ich in Türkisch oder Deutsch geschrieben habe, dann habe ich das Gefühl, dass ich einen komplett neuen Roman schreibe. Für einen Autor, der ständig schreibt, bedeutet dass Zeitverlust. Aus diesem Grund bevorzuge ich es mit Professionellen zu arbeiten, die die Übersetzungen für mich übernehmen.“

Der Abend endete damit, dass der Autor seine Bücher für seine Leser signiert hat.