Türkische Gemeinde lädt zum Fastenbrechen ein


Fastenbrechen in Lübeck 29.05.2019 Mit den Klängen der Ney, einer orientalischen Holzflöte, leitete die Gruppe Anadolu das Fastenbrechen der Türkischen Gemeinde in Schleswig-Holstein e.V. ein, welches am vergangenen Mittwoch in der Hansestadt Lübeck ausgerichtet wurde. Das Fastenbrechen der TGS-H ist inzwischen schon zur Tradition in Schleswig-Holstein geworden. Auch in diesem Jahr folgten viele verschiedene Vertreter*innen aus Politik, Behörden, Institutionen und Vereinen der Einladung.

Der Landesvorsitzende der TGS-H, Dr. Cebel Küçükkaraca, begrüßte die Gäste und erklärte, die Türkische Gemeinde setze sich seit vielen Jahren für eine vielfältige Gesellschaft ein, in der Menschen verschiedenster Herkunft, Religion oder Sexualität friedlich, respektvoll und solidarisch miteinander leben. Auch die muslimische Urgemeinde strebte vor nahezu 1400 Jahren im Fastenmonat Ramadan nach gesellschaftlichem Frieden, Zusammenhalt, Freundschaft Barmherzigkeit und Solidarität. „Der sich an diesen Werten orientierende Islam und die wichtigsten Werte unseres Grundgesetzes stehen daher auch nicht im Widerspruch“, so Küçükkaraca. Wenn der Islam nicht ganz selbstverständlich als Teil Deutschlands betrachtet werde, so rüttle dies an dem Fundament der Gesellschaft und dem Grundgesetz.

Innenminister Grote lobte die Worte des Landesvorsitzenden und erläuterte die Angst vor Fremden würde von Menschen geschürt, die lieber leugnen als sich auseinanderzusetzen. Er bedankte sich für die Gastfreundschaft der TGS-H, da diese Möglichkeiten schaffe, um miteinander ins Gespräch zu kommen.

Die Landtagsvizepräsidentin Frau Eickhoff-Weber betonte die Parallele zum christlichem Glauben, in dem es auch eine Fastenzeit gibt, und bedauerte gleichzeitig, dass diese an Bedeutung verliere. Gerade in unserer Überflussgesellschaft sei diese Zeit wichtig, da es nicht um materiellen sondern um geistigen Gewinn gehe. Sie erklärte außerdem, die TGS-H leiste einen Beitrag für gutes Zusammenleben in Zeiten, in denen die Gesellschaft auseinander zu brechen drohe.

„Zusammen zu feiern ist eine gute Grundlage, um zusammen zu arbeiten!“ stellte Bürgermeister Lindenau fest. Das Fastenbrechen sei zudem ein klares Signal an Populist*innen für eine offene Gesellschaft.

Der Theologe und Mitarbeiter der TGS-H Mohamed Shehata gab einen kurzen Überblick zu wissenswerten Fakten über den Ramadan: „Jedes Jahr begeben sich Muslim*innen weltweit in einen Monat der Besinnung. Sie entziehen sich in diesem Monat tagsüber nicht nur des Essens, Trinkens und des Beischlafs, sondern vor allem den schlechten Gewohnheiten.“ Neben dem Gottesdienst habe der Ramadan auch eine Erziehungsfunktion, denn er schule die Geduld, die Selbstbeherrschung und erhöhe die Wertschätzung für all Jenes, was selbstverständlich erscheine. Da man im Ramadan ein Gefühl dafür bekomme, was es heißt zu hungern und zu dursten, erhöhe es auch die Empathie und die Motivation zur Almosensteuer.

Auch die Almosensteuer „zakat“ ist eine zentrale Säule des muslimischen Glaubens. Die TGS-H sammelte beim Fastenbrechen für das Kinder-Hospiz Sternenbrücke.

Andächtige Stimmung herrschte, als die Sonne unterging bei der Koranrezitation des Imams Zekeriya Sevinç.
Der islamische Gebetsruf bei Einbruch der Dunkelheit läutete das Fastenbrechen ein.
Viele Menschen brechen ihren Fastentag traditionell mit Datteln.

Nach dem Fastenbrechen saßen Gäste und Gastgeber und noch bei Gespächen zu sanften musikalischen Klängen zusammen.