
Dies erfordert erstens Aufklärung, betonte Dr. Küçükkaraca. Eltern müssen über ihre Rechte aber auch über ihre Pflichten unterrichtet werden. Was muss ich tun, damit mein Kind in Deutschland die Schule erfolgreich besteht? Wie viel darf von den Lehrern und den Schulen erwartet werden und worauf muss ich als Mutter oder Vater achten? Wenn man als Elternteil die Schule in Deutschland nicht besucht hat, wirkt das Bildungssystem mit ihren Anforderungen wie ein Dschungel unbekannter Einrichtungen und Vorgänge. Schon die Hausaufgabenhilfe, wenn man der deutschen Begriffe für Schulmathematik und dergleichen nicht mächtig ist, ist eine unüberwindliche Hürde. Dieser allgemeinen Unwissenheit muss durch konkrete Maßnahmen entgegengewirkt werden, die als Ziel haben, alle betroffenen Familien wirklich zu erreichen.
Zweitens sind konkrete Fördermaßnahmen, die auch bindenden Charakter haben können, unumgänglich, sagte Dr. Küçükkaraca. Es ist unter vielen Bildungswissenschaftlern seit langem bekannt, dass die Deutschkenntnisse von Migrantenkindern bereits im Vorschulalter gefördert werden müssen, damit diese Kinder beim Schuleintritt nicht gleich zurückstehen. Diese Förderung ist im ganzen Schulverlauf fortzusetzen, denn es treten vor allem in den weiterführenden Schulen Probleme auf, wenn Migrantenkinder weitere Fremdsprachen erlernen und kompliziertere Aufgabenstellungen erarbeiten müssen. Die Aufnahme weiterer Fremdsprachen in die Lehrpläne, z. B. Türkisch, wäre auch ein großer Schritt für die Unterstützung von Kindern, die ein Sprachschatz hüten, ohne ihn im Schulverlauf für sich nützen zu können. Dieser praktische, auch vom finanziellen Aufwand nicht so aufwendige Schritt – Migrantenkinder haben schon eine Sprachbasis, worauf man im schulischen Sprachunterricht aufbauen kann – wäre zudem ein Signal für alle Migranten, sich verstärkt um die eigene Integration und um die Integration ihrer Kindern zu kümmern. Auch müssen weitere interkulturelle Inhalte umgesetzt werden, damit vor allem die Kinder untereinander eine gemeinsame Zukunft aufbauen können. Kinder lernen am besten voneinander. Diese Forderungen sind das Mindestmaß an Anstrengungen, die unternommen werden müssen, um aus der „PISA-Misere“ herauskommen zu können.