
Der Vorschlag von Herrn Stegner ist nicht aus der Luft gegriffen. Einerseits wird die Möglichkeit einer doppelten Staatsbürgerschaft an gewisse Kriterien geknüpft, die den reservierten Gegnern Genugtuung bereiten könnten. Voraussetzungen sind klar definiert und weichen in der Substanz wenig von den Wünschen der Skeptiker ab. So sind Sprachkompetenz, ein geregeltes Einkommen, die Aufenthaltsdauer sowie Gesetzeskonformität die Kriterien, die auch den Zugang zur doppelten Staatsbürgerschaft ermöglichen sollen - wie heute zur Einbürgerung. Jedoch wird die Möglichkeit den alten Pass zu behalten und gleichzeitig dabei auf die deutsche Staatsbürgerschaft hinzuarbeiten, für viele eine zusätzliche Motivation im Integrationsprozess sein. Die erwähnten Hürden sind für die Mehrzahl der Migranten nicht unüberwindbar, sondern würden die Einbürgerung - mit Anrecht auf Doppelpass - zu einer Herausforderung im positiven Sinne werden lassen.
So ist die doppelte Staatbürgerschaft anderswo in Europa keine Seltenheit. Der Zustand der Mehrkulturalität wird in den kommenden Jahrzehnten sich ebenso in Deutschland zur Norm entwickeln. Bereits ein Drittel aller Schulkinder in Deutschland haben Migrationshintergrund. Der Vorstoß Innenminister Stegners erkennt die Realitäten einer globalisierten Welt an, wo die Zahl der Mehrstaatler durch binationale Eheschließungen und Geburten ständig im Steigen ist. Schon heute ist die konkrete Lebensrealität der Migranten und vieler Deutsche von dieser Entwicklung betroffen. Sie können nicht so tun, als ob sie nur eine Heimat hätten. Nur weil es im Duden keine Mehrzahl für das Wort „Heimat“ gibt, heißt dies nicht, dass dies faktisch nicht vorkommt. Die Migranten leben am erfolgreichsten, auch für Deutschland, in der Synthese zweier Kulturen. Denjenigen, die dies erfolgreich meistern, sollte die Möglichkeit einer doppelten Staatsbürgerschaft nach messbaren Kriterien eingeräumt werden. Dieser Schritt wäre nur ehrlich.